Überblick Quantencomputing in der Bildverarbeitung

Quantenbildverarbeitung: Vom Quantenpixel zur Klassifikation

Wie lassen sich klassische Bilder in Quanteninformationen überführen – und was bringt das für die Bildverarbeitung? Wir am Fraunhofer ITWM erforschen verschiedene Ansätze der Quantenbildverarbeitung, von der effizienten Kodierung über die Klassifikation und Segmentierung bis zur Kantenerkennung.

Unsere Arbeiten zeigen: Der Stand der heutigen Quantenhardware ermöglicht bereits vielversprechende Ansätze für künftige Bildverarbeitungsaufgaben durch hybride Quantenalgorithmen. Diese Seite gibt einen Überblick über die Anwendungen und aktuelle Forschung:

Quantum Image Encoding

Quantum Image Classification mit Quantum Transfer Learning

Quantum Image Classification mit VQLS und SVM

Quantum Image Edge Detection

Quantum Image Segmentation mit Hamiltonian und Q-Seg

Quantum Fourier Transform für Angle Estimation

Quantum Image Encoding

Quantenbildkodierung effizient umsetzen

Klassische Bilder in Quantenzustände zu übertragen bildet die Grundlage der Quantenbildverarbeitung. Dafür stehen verschiedene Verfahren zur Verfügung – etwa Basis-, Amplituden- oder Phasenkodierung. Wir am Fraunhofer ITWM optimieren die sogenannte FRQI-Kodierung (Flexible Representation of Quantum Images), indem wir die Anzahl kontrollierter Operationen gezielt verringern. Das reduziert Fehlerraten deutlich und erhöht die Praxistauglichkeit auf heutiger Noisy Intermediate-Scale Quantum (NISQ) Hardware.

Unsere Forschung zeigt: Trotz technischer Hürden bei der großskaligen Bildkodierung eröffnen effiziente Schaltkreise und Rauschunterdrückung neue Perspektiven für die Quantenbildverarbeitung und zukünftige Anwendungen.

Quantum Image Classification mit Quantum Transfer Learning

Feine Risse erkennen mit Quanten-Transfer-Lernen

Quantum Transfer Learning (Quanten-Transfer-Lernen) verbindet klassisches Deep Learning mit quantenbasierter Bildklassifikation – und erschließt neue Potenziale für hybride Modelle. In unserer Studie haben wir diesen Ansatz genutzt, um feine Risse in Betonoberflächen zu identifizieren (siehe HairWidthCracks-Datensatz). Dabei extrahiert ein vortrainiertes klassisches Modell die Bildmerkmale, während ein variabler Quantenschaltkreis die Klassifikation übernimmt.

Diese hybride Methode umgeht die aktuellen Qubit- und Fehlertoleranzgrenzen teilweise, stößt aber beim Training an technische Grenzen: Die fehlende Quanten-Backpropagation macht wiederholte Schaltkreisauswertungen nötig. Dennoch zeigen unsere Ergebnisse, dass sich quantengestützte Klassifikation auf heutiger NISQ-Hardware erfolgreich umsetzen lässt – ein vielversprechender Schritt hin zu praxistauglicher Quantenbildverarbeitung.

Schema für die Rissklassifizierung: Der grüne Teil hebt den Teil für den klassischen Computer hervor, während der rote Bereich den Quanten-Teil darstellt. Wir haben ResNet18 und eine Quantenschaltung mit einer Variationsschicht gewählt.
© Fraunhofer ITWM
Schema zur Klassifizierung von Rissen: Der graue Bereich hebt den Teil für den klassischen Computer hervor, während der türkisfarbene Bereich den Quantenbereich darstellt. Wir haben uns für ResNet18 und einen Quantenschaltkreis mit einer Variationsschicht entschieden.

Quantum Image Classification mit Variational Quantum Linear Lösern (VQLS) und Support Vector Machine (SVM)

Quantenklassifikation: Quantenmethoden (VQLS) werden mit klassischen Verfahren (SVM) kombiniert

Variational Quantum Linear Solvers (VQLS) bieten einen vielversprechenden Ansatz für die Quantenbildklassifikation, indem sie lineare Gleichungssysteme mithilfe variabler Quantenschaltkreise lösen. Am Fraunhofer ITWM kombinieren wir VQLS mit klassischen Methoden zu einem hybriden Klassifizierungsframework. Die Quantenparameter optimieren wir dabei in iterativen Rückkopplungsschleifen.

Herausfordernd bleibt die komplexe, nicht-konvexe Verlustlandschaft, die viele Schaltkreisauswertungen zur Modellverbesserung erfordert. Zwar verspricht VQLS theoretisch deutliche Effizienzgewinne, doch aktuelle Quantenprozessoren stoßen durch Rauschen und Instabilität an ihre Grenzen. Unsere Forschung zeigt jedoch, dass gezielte algorithmische Anpassungen VQLS-basierte Klassifikation auch auf NISQ-Hardware möglich machen können.

Bildliche Darstellung der mit VQLS verbesserten QSVM
© Fraunhofer ITWM
Bildliche Darstellung der mit Variational Quantum Linear Solvers (VQLS) verbesserten Support Vector Machine.

Quantum Image Edge Detection

Quantenbild-Erkennung: Effizient Kanten erkennen mit Quantenneuronen

Quanteninformatik eröffnet neue Wege zur Kantendetektion in Bildern – schneller und ressourcenschonender als klassische Verfahren. Wir am Fraunhofer ITWM haben das künstliche Quantenneuronenmodell von Tacchino (siehe Paper »An Artificial Neuron Implemented on an Actual Quantum Processor«) weiterentwickelt und daraus einen quantenbasierten Kantenerkennungsalgorithmus abgeleitet. Durch Quantenparallelität reduziert dieser Ansatz die Rechenkomplexität gegenüber etablierten Methoden wie der Sobel-Filterung deutlich.

Da aktuelle NISQ-Hardware durch Rauschen und begrenzte Gattertiefe limitiert ist, haben wir mehrere Algorithmusvarianten implementiert, um die Ausführung zu stabilisieren. Unsere Ergebnisse zeigen: Quantenbasierte Kantendetektion kann größere Bilddimensionen bewältigen als bisher – ein entscheidender Schritt hin zur praktischen Nutzung von Quantenbildverarbeitung.

Schema für die Kantenerkennung
© Fraunhofer ITWM
Schema für die Kantenerkennung eines 30×30-Musterbildes mit 2 × 2 Filtermasken. Wir verwenden den »qasm simulator« und IBMs deutsches Backend »ibmq ehningen« mit 32.000 Messungen und unsere Software ToolIP für die Nachbearbeitung.

Quantum Image Segmentation mit Hamiltonian und Q-Seg

Feine Strukturen erkennen mit quantengestützter Segmentierung

Quantencomputer bieten neue Möglichkeiten, um Bilder präzise und effizient zu segmentieren. Wir am Fraunhofer ITWM haben zwei quantenbasierte Verfahren untersucht: eine Hamilton-Methode und Q-Seg, einen Algorithmus auf Basis von Quantum Annealing. Die Hamilton-Methode bettet Bilddaten in ein Quantensystem ein – Unordnungseffekte heben dabei Kanten und Risse hervor und ermöglichen so die Erkennung komplexer Muster. Q-Seg hingegen behandelt die Segmentierung als kombinatorisches Optimierungsproblem und erzielt durch Quanten-Annealing starke Ergebnisse bei unüberwachten Lernaufgaben.

Im direkten Vergleich mit klassischen Methoden wie Gaussian Mixture Models und Deep-Learning-basierten U-Nets zeigen sich die Potenziale: Trotz aktueller Hardwareeinschränkungen liefern Quantenverfahren vielversprechende Resultate – besonders bei der Analyse feinkörniger Strukturen wie feinen Rissen in Betonbildern.

Vergleich verschiedener Methoden zur Risssegmentierung anhand von Bewertungsmetriken und Risssegmentierungsergebnissen aus vier verschiedenen Techniken
© Fraunhofer ITWM
Vergleich verschiedener Methoden zur Risssegmentierung anhand von Bewertungsmetriken und Risssegmentierungsergebnissen aus vier verschiedenen Techniken: Mean Gaussian Mixture, Quantum Inspired Hamiltonian-Methode, U-Net und Q-Seg.

Quantum Fourier Transform zur Winkelabschätzung

Objektausrichtungen analysieren mit quantengestützter Frequenzverarbeitung

Die Quantum Fourier Transform (QFT) eröffnet neue Wege in der Bildanalyse – insbesondere bei der Schätzung von Objektausrichtungen. Am Fraunhofer ITWM haben wir QFT-basierte Verfahren getestet und mit der klassischen Fast Fourier Transform (FFT) verglichen. Während QFT theoretisch eine exponentielle Beschleunigung verspricht, erschwert die große Zahl an Verschränkungsgattern die Umsetzung auf realer Quantenhardware – Rauschen und Dekohärenz bleiben zentrale Herausforderungen.

Unsere Experimente auf Quanten-Simulatoren zeigen dennoch: Die quantengestützte Winkelschätzung liefert bereits heute vergleichbare Ergebnisse zur klassischen FFT. Für den praktischen Einsatz braucht es jedoch weitere Fortschritte bei der Hardware und gezielte Optimierungen im Schaltungsdesign.

Diagramm zur Schätzung des Winkels von Mustern in einem Bild, beginnend mit dem Bild nach Anwendung der Quanten-Fourier-Transformation
© Fraunhofer ITWM
Diagramm zur Schätzung des Winkels von Mustern in einem Bild, beginnend mit dem Bild nach Anwendung der Quanten-Fourier-Transformation. Zur Verarbeitung dieses Diagramms haben wir unsere Software ToolIP verwendet. Der zweite Teil zeigt den schematischen Schaltplan zur Berechnung der Quanten-Fourier-Transformation eines codierten Bildes. In unserer Studie haben wir die Quantenwahrscheinlichkeits-Bildcodierungsmethode verwendet, um ein 256×256-Grauwert-Beispielbild zu codieren.