Dynamisches Menschmodell EMMA: Software zur Simulation menschlicher Bewegungen

Digitale Menschmodellierung für Forschung und Entwicklung: Bewegungssimulation mit EMMA – Ergo-Dynamic Moving Manikin

Unser Softwarepaket EMMA (Ergo-dynamic Moving Manikin) berechnet optimierte Bewegungsabläufe für Mehrkörpersysteme – mit einem klaren Fokus auf die Vorhersage aktiver menschlicher Bewegungen. Darüber hinaus kann EMMA auch Bewegungen für Roboter oder andere mechanische Systeme simulieren. 

Im Unterschied zu klassischen kinematischen Modellen basiert EMMA auf aktiver Bewegungserzeugung. Das heißt: Ein digitales Menschmodell (Digital Human Model / DHM) steuert die Bewegung direkt über Muskel- oder Motormodelle. Die Software berechnet dabei automatisch Muskelaktivitäten oder Gelenkdrehmomente, die notwendig sind, um eine bestimmte Aufgabe zu erfüllen. Anders als bei Modellen, die Bewegungen als Abfolge statischer Haltungen im Kräftegleichgewicht abbilden, erzeugt EMMA dynamische und realitätsnahe Abläufe.

Dank integrierter Kontaktmodelle kann das Menschmodell mit seiner Umgebung interagieren – etwa mit Fahrzeugen, Maschinen oder medizintechnischen Produkten. Zusätzlich bietet EMMA Werkzeuge zur einfachen Positionierung sowie zur automatisierten Berechnung realistischer Körperhaltungen. 

Menschlichen Muskelapparat realistisch simulieren

EMMA bildet den menschlichen Muskelapparat detailgetreu ab – mit verschiedenen Antriebsmöglichkeiten, die die Zusammenhänge zwischen Muskelkraft, Position und Geschwindigkeit berücksichtigen. So lässt sich präzise simulieren, wie Muskeln Kraft und damit Bewegungen des Menschen erzeugen.

Muskelstränge oder Muskel-Drehmoment-Generatoren

Zur Auswahl stehen zwei Modellierungsansätze: Zum einen lassen sich Muskeln als einzelne Stränge darstellen, die an mehreren Punkten mit Knochensegmenten verbunden sind. Jeder Strang repräsentiert dabei die Eigenschaften eines realen Muskels. Zum anderen können sogenannte Muskel-Drehmoment-Generatoren (MTGs) verwendet werden. Sie bündeln die Wirkung aller Muskelabschnitte, die ein Gelenk in eine bestimmte Richtung bewegen. Dieser Ansatz reduziert die Modellkomplexität deutlich, ohne dabei auf eine realitätsnahe Abbildung zu verzichten – lediglich biartikuläre Muskeln, also solche, die über zwei Gelenke wirken, werden dabei noch nicht berücksichtigt.

Dynamik der Muskelaktivierung inklusive

EMMA berücksichtigt auch die zeitliche Dynamik der Muskelaktivierung: Die Software simuliert, wie sich die Aktivierung innerhalb kürzester Zeit verändern kann und approximiert damit den Vorgang, in der neuronale Signale in Muskelkraft umgesetzt werden. Das sorgt für eine realistische Darstellung der Kraftentwicklung – von der Signalübertragung bis zur Bewegungsausführung.

EMMA berechnet die Muskelaktivität während verschiedener Bewegungen wie das Heben von Gegenständen.
© Fraunhofer ITWM
EMMA berechnet die Muskelaktivität während verschiedener Bewegungen wie das Heben von Gegenständen.
EMMA ermöglicht die Simulation von dynamischen Bewegungen wie das Schließen einer Heckklappe am Fahrzeug.
© Fraunhofer ITWM
EMMA ermöglicht die Simulation von dynamischen Bewegungen wie das Schließen einer Heckklappe am Fahrzeug.
EMMA als stehende Passagierin im öffentlichen Nahverkehr.
© Fraunhofer ITWM
EMMA als stehende Passagierin im öffentlichen Nahverkehr.

Aktive Bewegungsgenerierung: Soll EMMA agieren oder reagieren?

EMMA berechnet dynamische Bewegungen mithilfe moderner Optimierungsmethoden. Dabei minimiert die Software eine Kostenfunktion und erfüllt gleichzeitig alle von den Nutzer:innen definierten Rand- und Zwangsbedingungen. Die Aktivierung des Muskelmodells wird automatisch mitberechnet – und kann im Nachgang auf Überlastungen überprüft werden.

Ob ergonomische Bewertung, biomechanische Analyse oder Simulation komplexer Bewegungsabläufe – EMMA bietet zahlreiche Funktionen, um unterschiedlichste Bewegungsaufgaben zu erstellen und zu erforschen. Eigene Modelle, zum Beispiel für Objekte oder Umgebungen, mit denen das Menschmodell interagieren soll, lassen sich einfach als Mehrkörpersystem integrieren. Ein paar Beispiele sind im Video zu finden. 

Zwei Ansätze für die Bewegungsvorhersage

Für die Vorhersage menschlicher Bewegung stellt EMMA zwei methodische Ansätze bereit:

  1. Vorausschauendes Verhalten: Optimal handeln 
    In dieser Variante kennt das Menschmodell alle zukünftigen Ereignisse oder es gibt keine unvorhergesehenen Störungen. Die Software berechnet eine optimale Bewegung auf Basis einer definierten Kostenfunktion – etwa minimalem Kraftaufwand oder kürzester Ausführungsdauer. Diese Methode eignet sich besonders gut für trainierte Bewegungsabläufe wie Arbeitsprozesse oder sportliche Routinen.
  2. Reagierendes Verhalten: Auf Störungen flexibel reagieren 
    Wenn äußere Einflüsse wie unerwartete Kräfte oder Beschleunigungen auftreten, muss das Menschmodell darauf reagieren. In diesem Fall verwendet EMMA ein Verfahren, das die Bewegungsplanung vom zukünftigen Zustand des Systems entkoppelt. So entsteht ein reagierendes, adaptives Verhalten – etwa bei der Simulation von Insass:innen in Fahrzeugen oder im Umgang mit unbekannten technischen Systemen.

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EMMA als Schnittstelle zur Finite-Elemente-Simulation: Anbindung an das THUMS®-Modell für Crash-Simulationen

Im Forschungsprojekt EMMA4Drive haben wir eine leistungsfähige Schnittstelle zwischen EMMA und Finite-Elemente-(FE-)Simulationen entwickelt. Damit lassen sich Bewegungsdaten aus EMMA direkt in gängige FE-Simulationsumgebungen übertragen.

EMMA bietet ein integriertes Menschmodell, das auf dem bekannten THUMS®-Modell (Total HUman Model for Safety) eines 50-Perzentil-Mannes basiert. Dieses detaillierte FE-Menschmodell, ursprünglich von der Toyota Motor Corporation entwickelt und frei verfügbar gemacht, ist weit verbreitet in der Crash-Simulation.

Dank der EMMA-Schnittstelle lassen sich berechnete Haltungen und Bewegungen direkt auf das THUMS®-Modell übertragen. Das erleichtert die sonst aufwändige manuelle Positionierung deutlich – und ermöglicht realitätsnahe Analysen mit minimalem Aufwand.

Anbindung an das THUMS®-Modell für Crash-Simulationen: Das auf THUMS® basierende Menschmodell für die Bewertung neuer Fahrzeugkonzepte und Fahrassistenzsysteme.
© Fraunhofer ITWM
Anbindung an das THUMS®-Modell für Crash-Simulationen: Das auf THUMS® basierende Menschmodell für die Bewertung neuer Fahrzeugkonzepte und Fahrassistenzsysteme.

EMMA am Steuer

Im Trilateralem Transferprojekt »EMMA4Drive« wurde EMMA hinter das Steuer gesetzt und hat gelernt auf Fahrzeugbewegungen zu reagieren. Als fahrende Person im Auto spielt der Kontakt mit dem Fahrersitz eine zentrale Rolle. Dafür wurde während des Projekts eine Methodik entwickelt, um solche komplexen Wechselwirkungen mittels künstlicher Intelligenz in EMMAs Bewegungsvorhersage zu berücksichtigen.

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EMMA4Drive – Dynamisches Menschmodell für mehr Sicherheit und Komfort in autonomen Fahrzeugen