Digitalisierung trifft Nachhaltigkeit: »DigiPass« verbindet Materialdaten europaweit

EU-Projekt »DigiPass«: Digitale Werkstoffentwicklung für eine zirkuläre Zukunft

Digitale Materialien, nachhaltige Prozesse, vernetzte Daten: Im EU-Projekt »DigiPass« arbeiten wir am Fraunhofer ITWM an einer digitalen Infrastruktur für die Kreislaufwirtschaft von morgen. Unser Ziel: Material- und Produktdaten entlang der gesamten Wertschöpfungskette intelligent verknüpfen – sicher, standardisiert und EU-konform. Wir bringen unsere Expertise in Systemintegration, Datenharmonisierung und regulatorischer Umsetzung ein und entwickeln praxisnahe Schulungsangebote für Fachkräfte. So schaffen wir die Voraussetzungen für datengetriebene Innovationen und eine nachhaltige, digitale Industrie in Europa.

Nachhaltigkeit gehört zu den strategischen Zielen der Europäischen Union – und die Kreislaufwirtschaft ist dabei ein zentraler Baustein. Denn wenn Produkte und ihre Bestandteile nicht neu produziert, sondern gezielt wiederverwendet oder recycelt werden, schont das wertvolle Rohstoffe und spart technische wie finanzielle Ressourcen. Hier setzt das EU-Projekt »DigiPass« an: Es koopriert mit europäischen Industrieverbänden um deren Mitglieder bei der grünen und digitalen Transformation zu unterstützen.

Ein digitaler Pass für Materialien und Produkte

Kernstück des Projekts ist der Digitale Material- und Produktpass (DMPP). Dieses neue Tool besteht aus zwei Komponenten: 

  • einem öffentlich zugänglichen Produktpass, der die gesetzlichen Anforderungen erfüllt
  • einem Materialpass, über den sensible Daten sicher und gezielt in Innovationsprozessen geteilt werden

So schafft »DigiPass« die Grundlage für eine datengestützte, vernetzte Zusammenarbeit – bei gleichzeitigem Schutz vertraulicher Informationen.

Gerade für kleine und mittlere Unternehmen bietet der DMPP neue Perspektiven. Durch seinen modularen Aufbau lässt er sich flexibel einsetzen und individuell an den digitalen Reifegrad des Unternehmens anpassen. Damit wird der DMPP zu einem praxisnahen Werkzeug für den Einstieg in datengetriebene Prozesse – und ebnet den Weg in eine nachhaltige, digitale Zukunft der Materialentwicklung.

Vernetzung statt Datensilos

Materialdaten sind heute häufig noch in voneinander getrennten Systemen gespeichert – verteilt auf Datenbanken, Simulationen, Modelle oder Maschinen. Diese Datensilos stehen einer effizienten und nachhaltigen Produktentwicklung im Weg. »DigiPass« hat deshalb das Ziel, all diese Quellen systematisch zu verknüpfen und die Informationen für alle Beteiligten entlang der digitalen Wertschöpfungskette zugänglich zu machen – standardisiert, strukturiert und kompatibel.

Um das zu erreichen, harmonisiert das Projekt nicht nur Datenformate, sondern auch Begriffe, Methoden und Technologien unter Berücksichtigung regulativer Vorgaben. Das schafft die Grundlage für ein gemeinsames Verständnis – über Unternehmens- und Ländergrenzen hinweg. Der Austausch wird dadurch einfacher, transparenter und deutlich effizienter.

Ein besonderer Fokus liegt auf der Zusammenarbeit entlang der gesamten Wertschöpfungskette – von Forschungsinstituten über mittelständische Unternehmen bis hin zur verarbeitenden Industrie. In vier konkreten Fallstudien erprobt »DigiPass« die entwickelten Lösungen unter realen Bedingungen. Die Ergebnisse fließen direkt zurück ins Projekt und helfen dabei, die Tools und Prozesse praxisnah weiterzuentwickeln.

Beitrag des Fraunhofer ITWM: Schnittstelle zwischen Technik und Regulierung

Unsere Forschenden vom Fraunhofer ITWM bringen im Projekt »DigiPass« Expertise in der Systemintegration und regulatorischen Umsetzung ein. Wir entwickeln Konzepte, um aktuelle und künftige EU-Regularien nahtlos in die digitale Material- und Produktentwicklung zu integrieren. Ziel ist es, den durchgängigen Informationsaustausch entlang der gesamten Wertschöpfungskette zu gewährleisten – von der Herstellung einzelner Komponenten über die Montage bis hin zum fertigen Produkt.

Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf der technischen Anschlussfähigkeit an bestehende Initiativen wie die Nationale Forschungsdateninfrastruktur (NFDI), das Plattform-Modell Digitale (PMD), Manufacturing-Xund Cirpass2. Durch die gezielte Abstimmung und Koordination dieser Schnittstellen entsteht eine digitale Infrastruktur, die nicht nur effizient und zukunftsfähig ist, sondern auch den steigenden Anforderungen von Wirtschaft und Forschung gerecht wird.

Fit für die digitale Zukunft: Qualifizierung für die digitale Kreislaufwirtschaft

Neben der technischen Infrastruktur spielt auch der Mensch eine zentrale Rolle im Projekt. Damit die digitalen Werkzeuge auch erfolgreich eingesetzt werden können, braucht es nicht nur Technik, sondern auch Know-how. Deshalb entwickelt das Projekt praxisorientierte Schulungsprogramme für Fachkräfte. In diesen Trainings lernen Mitarbeitende, wie sie digitale Tools sicher anwenden und neue datengetriebene Prozesse verstehen und mitgestalten können. Der Fokus liegt auf Weiterbildung und Qualifizierung – für eine zukunftsfähige Kreislaufwirtschaft mit digitalen Geschäftsmodellen.

DigiPass Projektpartner
© Fraunhofer ITWM

Projektpartner

  •  Helmholtz-Zentrum Hereon GmbH
  • AC2T research GmbH
  • Aristotelio Panepistimo Thessalonikis
  • Composites United e.V.
  • European Coil Coating Association
  •  Innovation in Research and Engineering Solutions
  • Luxembourg Institute of Science and Technology
  • NMBU Norwegian University of Life Sciences
  • Norwegian University of Science and Technology
  • Organic Electronic Technologies Private Company
  • Wikki Limited

Projektförderung und -laufzeit 

Das Projekt »DigiPass« – Harmonization of Advanced Materials Ecosystems Serving Strategic Innovation Markets to Pave the Way to a Digital Materials and Product Passport – wird vollständig von der Europäischen Union im Rahmen des Horizon-Europe-Programms gefördert (Grant Agreement No. 101138510). Die Laufzeit beträgt drei Jahre: von April 2024 bis März 2027.

Koordiniert wird das Projekt vom Helmholtz-Zentrum Hereon. Insgesamt sind zwölf Partner aus sieben europäischen Ländern beteiligt – darunter Forschungsinstitute, Universitäten, Software- und Produktionsunternehmen sowie Industrieverbände.