Softwareplattform gestaltet spielerisch Dienstpläne für Pflegeberufe

Projekt GameOfRoster

2,9 Millionen Menschen waren 2015 pflegebedürftig, 2050 werden es vermutlich mehr als 4 Millionen Menschen sein (Quelle: Statistisches Bundesamt). Der steigende Bedarf an Pflegekräften trifft jedoch auf schwierige Arbeitsbedingungen. Hohe physische und psychische Belastungen sowie Beeinträchtigungen des sozialen Lebens durch Schichtarbeit prägen den Berufsalltag. Gleichzeitig bewerten Beschäftigte ihre Arbeitssituation besser, wenn sie an der Gestaltung ihres Dienstplans beteiligt sind.

 

Verbesserung der Arbeitssituation durch teamorientierte Selbstorganisation

Diesen eigenbestimmten Spielraum adressiert das Projekt GamOR: mit Hilfe einer kollaborativen und digital unterstützten Dienstplanung. Eine erlebnisorientierte Gestaltung erhöht die Motivation der Nutzer:innen, sich selbst einzubringen, baut die Hemmungen vor der Digitalisierung ab und macht die Erfahrung mit der Software im Berufsalltag attraktiver.

Zur Umsetzung dieses Ziels haben wir diese Schritte erarbeitet:

  • die Erarbeitung des kollaborativen Dienstplanungsprozesses
  • die Integration in den beruflichen Alltag
  • die Entwicklung und Erprobung einer digitalen Assistenz-Plattform
  • die Sicherstellung einer nachhaltigen Motivation durch erlebnisorientierte Gestaltung
Software gestaltet spielerisch Dienstpläne für Pflegeberufe
© Fraunhofer ITWM
Dr. Sebastian Velten und Rasmus Schroeder gehören im Fraunhofer ITWM zum Projektteam.

Digitalisierung der Planungsassistenz

Die digitalen Assistenten der Softwareplattform nutzen die vorgegebenen Eckdaten wie Besetzungsvorgaben und Qualifikationen, gesetzliche Bestimmungen sowie ergonomische und tarifliche Regelungen und übernehmen dann folgende Aufgaben:

  • die Erfassung, Planung und Verfolgung von Terminwünschen
  • die Abstimmung von Einsatzzeiten mit Kollegen und Vorgesetzen
  • die Zusammenführung von Teilplänen und die Kontrolle von Gesamtplänen

Im Spannungsfeld zwischen hoher geforderter zeitlicher Flexibiliät auf der einen Seite und dem Bedürfnis nach planbarem Privatleben auf der anderen, entwickeln wir auf Basis konkreter Praktiken eine Lösung, die beide Anforderungen vereint.

Umsetzung der digitalen Dienste-Plattform in der Praxis

Im eigenen Mitarbeitendenbereich der Software gibt es eine Darstellung des Planungsmonats mit allen eingegebenen Wünschen. Neue Wünsche werden dort hinzufügt oder bestehende Wünsche zurückgenommen. »Konflikte«, in denen ein/e Mitarbeiter:in involviert ist, sind für die User:innen direkt ersichtlich und ihm werden Lösungsmöglichkeiten angeboten. Die Mitarbeitenden können die Dienste-Plattform mobil über Tablets oder mit dem eigenen Smartphone bedienen.

Die mathematischen Grundlagen für unsere Software bilden kombinatorische Modelle und Algorithmen zur Generierung und Zusammenführung von Planalternativen. Zudem setzen wir spieltheoretische Ansätze zur Unterstützung und Organisation von Abstimmungsvorgängen um. Darüber hinaus werden Randbedingungen mitberechnet – neben Wünschen und Besetzungsanforderungen sind das zum Beispiel gesetzliche oder auch ergonomische Regelungen.

 

Im digitalen Wunschbuch sehen Mitarbeiteninnen und Mitarbeiter bestehende Wünsche und Konflikte.
© GamOR
Im digitalen Wunschbuch sehen die Mitarbeitenden bestehende Wünsche ihrer Kolleginnen und Kollegen in einer Kalenderübersicht sowie die daraus resultierenden Konflikte. Für diese werden auch gleich Lösungsvorschläge angeboten.
GamOR-Konsortialtreffen März 2018
© Fraunhofer ITWM
GamOR-Konsortialtreffen März 2018

Arbeitswissenschaftliche Begleitung und Evaluation der Ergebnisse

Der Transfer der Projektergebnisse in die Praxis wird sowohl durch die Protestantische Altenhilfe Westpfalz als zentralem Anwendungspartner als auch durch die Integration mehrerer Unternehmen aus der Sozialwirtschaft erreicht. Dort werden die Konzepte zur kollaborativen Dienstplanung und die Algorithmen zur Planungsunterstützung prototypisch umgesetzt. Zur Evaluation unserer Ergebnisse messen wir zu Projektbeginn sowie während und nach der Einführung der kollaborativen Dienste-Plattform die Zufriedenheit der Mitarbeiteneden im Pflegebereich. Mit unseren Ergebnissen und Erfahrungen prüfen wir weiterhin die Transfermöglichkeiten der kollaborativen Dienstplanung auf weitere Unternehmen der Sozialwirtschaft.

Im Video erklären wir beispielhaft die Ausgangssituation, Idee und Umsetzung des Projektes GamOR.

Projektpartner

Im Projekt GamOR arbeiten sechs Partner aus dem Bereich Forschung und Industrie eng zusammen. Dabei sind die Arbeitsschwerpunkte in die Bereiche Organisation, Technik und Mensch unterteilt.

  • Institut für Technologie und Arbeit
  • Universität Siegen
  • SIEDA GmbH
  • Protestantische Altenhilfe Westpfalz
  • ergosign Ergonomie und Design GmbH

Dieses Forschungs- und Entwicklungsprojekt wird durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und den Europäische Sozialfonds (ESF) im Programm »Innovationen für die Produktion, Dienstleistung und Arbeit von morgen« (Förderkennzeichen: 02L15A213) gefördert und vom Projektträger Karlsruhe (PTKA) betreut. Die Verantwortung für den Inhalt dieser Veröffentlichung liegt beim Autor.  

Im Projekt GamOR arbeiten sechs Partner aus Forschung und Industrie eng zusammen.
© GamOR
Beteiligte Partner im Projekt GamOR und ihre Arbeitsschwerpunkte.