Transportlogistik

Vorhandene Optimierungspotenziale sind innerhalb einzelner Transportdienstleister weitestgehend ausgeschöpft. Über Unternehmensgrenzen hinweg können aber noch weitere Effizienzsteigerungen erzielt werden. Dazu bedarf es geeigneter Assistenzsysteme, die nicht nur einen reibungslosen Informationstransfer zwischen den beteiligten Akteuren gewährleisten, sondern auf Basis der verfügbaren Informationen bessere Transportoptionen identifizieren und kommunizieren.

Wir haben zwei Ansätze für solche Assistenzsysteme entwickelt, prototypisch implementiert und in Studien evaluiert. Beide Systeme adressieren aber nicht nur die Frage, wie Optimierungspotenziale über Unternehmensgrenzen hinweg genutzt werden können, sondern auch, wie die unternehmerische Selbstständigkeit der einzelnen Akteure gewahrt werden kann.

  • Das erste System richtet sich an kooperierende Fuhrunternehmer, die durch regelmäßige Ladungsaustausche die Auslastung der Fahrzeuge steigern und die Anzahl fremdvergebener Aufträge reduzieren wollen.
  • Das zweite System demonstriert, wie die an der Versendung von Luftfracht beteiligten Dienstleister komplexe Transportketten mit mehreren Umschlägen und vielen Transportoptionen besser koordinieren können.

 

Integrierte Frachtbörse für kooperierende Transportdienstleister

Transportdienstleistern im Teil- und Vollladungsverkehr gelingt es häufig nicht den eigenen Fuhrpark optimal auszulasten, da sie aufgrund ihrer geringen Größen nur selten komplementäre Frachten akquirieren können. Auf elektronischen Transportmärkten können sie sowohl gezielt nach komplementären Frachten suchen als auch für sie selbst ungeeignete Frachten anbieten.

Existierende Märkte weisen allerdings eine Vielzahl von Nachteilen auf, die ihre Einsatzmöglichkeiten und ihre Akzeptanz limitieren. Neben fehlendem Vertrauen in die Qualität der Handelspartner erscheinen auch die Austauschmechanismen ungeeignet: Angebote werden meistens lediglich auf Schwarzen Brettern präsentiert, so dass deren Evaluation mit Tourenplanungsfunktionen auf Basis des aktuellen Planungsstandes sehr aufwändig ist.

In einer Pilotstudie haben wir deshalb, die Vision einer echten Frachtenbörse, die unmittelbar in die Disposition eines geschlossenen Teilnehmerkreises integriert ist, entwickelt und evaluiert. Die Börse organisiert multilaterale Austausche von Frachten mit einem Auktionsmechanismus. Dies führt zu einer Win-Win-Situation für alle Beteiligten, da sowohl Fremdvergabekosten als auch Leerkilometer sinken.

 

Dezentrales Planungssystem für Logistikdienstleister der Luftfracht

Bei der Versendung von Luftfracht müssen oft mehrere Logistikdienstleister, Speditionen, Flughäfen sowie der Zoll koordiniert zusammenarbeiten. Die Versendung ist oft zeitkritisch und schon geringe Verspätungen und verpasste Anschlüsse gefährden den zugesagten Liefertermin. Eine integrierte Planung der Versendung findet derzeit allerdings kaum statt - sie scheitert häufig an der mangelnden Integration der IT-Landschaften. Zwischen den Unternehmen wird die geplante Versendung nur lose gekoppelt via Telefon, Fax oder E-Mail kommuniziert.

Wir entwickeln deshalb Konzepte für eine dezentrale Entscheidungsunterstützung in unternehmensübergreifenden Logistiknetzen der Luftfracht. Wesentliche Voraussetzungen für eine robuste und kooperative Planung sind:

  • die lokale Datenverwaltung der Transportoption der Unternehmen,
  • eigenverantwortliches Eintakten jedes Teilprozesses in die Lieferkette,
  • die Berücksichtigung von potenziellen Verspätungen während der Versendung
  • sowie interaktive Mechanismen, um Versendungsmöglichkeiten z.B. hinsichtlich Kosten oder Risiko zu beurteilen und zu vergleichen.

Eine dezentrale Softwareanwendung demonstriert dieses Konzept und dient Logistikdienstleistern der Luftfracht als leichtgewichtiges Assistenzsystem. Die dafür entwickelten Methoden sind nicht auf die Luftfracht beschränkt, sondern lassen sich auch auf andere Modalitäten und weitere Logistikszenarien übertragen.