Fraunhofer ITWM baut Finanzmathematik aus

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Im Zeitalter globaler Finanzmärkte und immer schnelleren Aktienhandels steigt der Bedarf an zuverlässigen Modellen für Finanzgeschäfte und Risikomanagement. Dem trägt das Fraunhofer-Institut für Techno- und Wirtschaftsmathematik (ITWM) in Kaiserslautern jetzt Rechnung: Die Arbeitsgruppe »Finanzmathematik« wurde erweitert und in eine eigene Abteilung ausgegliedert.

 Silberne Boersenfiguren Bulle und Baer
© MEV

»Die moderne Finanzmathematik ist eines der zur Zeit am stärksten bearbeiteten mathematischen Forschungsgebiete«, betont Dr. Ralf Korn, Leiter der neu gegründeten Abteilung »Finanzmathematik« am ITWM. »Die Ergebnisse der Finanzmathematik werden täglich tausendfach angewendet, und ihr Einfluss auf die Praxis der Finanzmärkte ist weiter steigend.«

Ein zentrales Problem der Finanzmathematik beispielsweise ist die Optimierung von Anlagestrategien. Mathematische Modelle wie das von Harry M. Markowitz, der für seine Portfoliotheorie im Jahre 1990 den Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften bekam, bilden schon seit nahezu vierzig Jahren die Grundlage für die Investitionsentscheidungen von Fondsmanagern. Die Arbeitsgruppe am Fraunhofer ITWM erweiterte die Standardverfahren um Anlagemöglichkeiten wie Derivate; die Gefahr eines Aktiencrashs wurde besser berücksichtigt. Die entwickelten Algorithmen gehen weit über die Standardverfahren der finanzmathematischen Praxis hinaus.

Neben der Portfolio-Optimierung liegen die Arbeitsschwerpunkte der neu gegründeten Abteilung in den Bereichen der Optionsbewertung und des Risiko-Managements. Mögliche Einsatzgebiete sind die Ertrags- und Risikosteuerung und die Bewertung oder Neuentwicklung derivativer Finanzprodukte.

Partner für Finanzdienstleister und Unternehmensberatungen

Dieter Prätzel-Wolters, Leiter des ITWM, will damit besonders auch kleinere und mittlere Unternehmen ansprechen, die seit Mai 1998 gesetzlich zu einem umfassenden unternehmensweiten Finanz-Risikomanagement verpflichtet sind: »Wir streben an, mittelfristig der Partner für Finanzdienstleister und Unternehmensberatungen zu werden, wenn wissenschaftliche Beratung oder Softwareentwicklung finanzmathematisches Know-how gebraucht werden.«

Das ITWM ist das erste marktorientierte Forschungsinstitut in Deutschland, das finanzmathematische Dienstleistungen anbietet. Es kann dabei auf langjährige Erfahrungen in der Modellierung von Aktien- und Wechselkursen und Investmentstrategien gründen. Daneben hat es sich mit Forschungsarbeiten zur Simulation und Optimierung von Materialien, Herstellungsverfahren und Planungsprozessen einen Namen gemacht. Zu Beginn des Jahres 2001 wurde es - als erstes Institut mit mathematischem Schwerpunkt - in die Fraunhofer-Gesellschaft aufgenommen.