Produktinformationsstelle Altersvorsorge in Kaiserslautern gegründet

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Ziel der geförderten privaten Altersvorsorge ist es, für die Zeit nach dem Berufsleben eine finanzielle Absicherung zu bieten, um den einmal erreichten Lebensstandard halten zu können. Ab Januar 2017 muss bei Abschluss eines Vertrages zu jedem geförderten Vorsorgeprodukt ein Informationsblatt vorliegen, das dem Verbraucher einen Produktvergleich ermöglicht. Die Fraunhofer-Gesellschaft hat Anfang Oktober 2015 die »Produktinformationsstelle Altersvorsorge gemeinnützige GmbH« (PIA) gegründet. Im Auftrag des Bundesministeriums der Finanzen soll diese neutrale Stelle die Altersvorsorge-Angebote bewerten.

Mit über 16 Millionen laufender Verträge sind die beiden staatlich geförderten Formen privater Altersvorsorge – Riester-Rente und Basisrente – in Deutschland sehr beliebt.

Entsprechend groß ist die Anzahl der angebotenen Produkte. Damit Verbraucher die Chancen, Risiken, Garantien und Kosten der verschiedenen Angebote zur Altersvorsorge besser vergleichen können, müssen Anbieter von Zusatzrenten ab Januar 2017 ein einheitliches Produktinformationsblatt verwenden, in dem sie ihre Kunden über die wesentlichen Merkmale der Altersvorsorgeprodukte informieren. Aufbau und Inhalte des Produktinformationsblatts werden gesetzlich normiert: Dazu zählen bestimmte Kosten- und Renditekennziffern, die über sämtliche Produktgruppen und -kategorien einheitlich ermittelt werden müssen.

 

Verbraucherschutz wird gestärkt

Die im Produktinformationsblatt ausgewiesenen Chancen-Risiko-Klassifizierungen der Altersvorsorgeprodukte und die Vorgabe der Berechnungsmethodik für die in dem Blatt aufgeführte Kostenkennziffer »Effektivkosten« soll im Auftrag des Bundesministeriums der Finanzen (BMF) die »Produktinformationsstelle Altersvorsorge gemeinnützige GmbH« (PIA) übernehmen. Diese neutrale Stelle wurde Anfang Oktober dieses Jahres von der Fraunhofer-Gesellschaft als 100-prozentige Tochter gegründet.

Das BMF überträgt der PIA damit wichtige Aufgaben zur Stärkung des Verbraucherschutzes. Das Fraunhofer-Institut für Techno- und Wirtschaftsmathematik ITWM in Kaiserslautern wird im Auftrag der PIA die Chancen-Risiko-Klassen der angebotenen Altersvorsorgeprodukte mithilfe mathematischer Simulationsverfahren und auf Basis von Wahrscheinlichkeitsrechnungen ermitteln. Von dieser produkt- und tarifspezifischen Klasseneinteilung sind verschiedene Aussagen im Produktinformationsblatt abhängig.

Fraunhofer ITWM unterstützt mit Expertise

Das Fraunhofer ITWM kann auf umfangreiche Expertise in der Anwendung finanzmathematischer und statistischer Methoden zur Entwicklung innovativer Produkte und Prozesse für die Finanzindustrie und für Behörden verweisen. Es hat fundierte Kenntnis aktueller finanzmathematischer Forschungsresultate. Im Bereich Finanzmathematik gehört das Institut zu den führenden Forschungs- und Entwicklungsdienstleistern in Deutschland.

Die Abteilung Finanzmathematik leistet für PIA Forschungsarbeiten, entwickelt Kapitalmarktmodelle sowie die Ermittlung der Chancen-Risiko-Klassen der angebotenen geförderten Altersvorsorgeprodukte. Grundlage ist die am Institut entwickelte Software ALMSim, ein Werkzeug für das Asset-Liability-Management (ALM). ALM ist eine Methode des Risikomanagements und damit ein wichtiger Bestandteil der Unternehmensführung.

Produktinformationsstelle Altersvorsorge in Kaiserslautern gegründet
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Prof. Dr. Ralf Korn, Leiter der Abteilung Finanzmathematik am Fraunhofer ITWM und Dr. Melissa Ruby, Geschäftsführerin der Produktinformationsstelle Altersvorsorge.
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Die Chancen-Risiko-Klassifizierungen der Altersvorsorgeprodukte soll die »Produktinformationsstelle Altersvorsorge gemeinnützige GmbH« (PIA) übernehmen.

Verbraucher soll Auswahl für geeignetes Produkt erleichtert werden

»Wir hoffen mit den Chancen-Risiko-Klassen dem Verbraucher ein verständliches Kriterium an die Hand zu geben, das ihm die Auswahl des für ihn geeigneten Produkts erleichtern wird«, sagt Prof. Dr. Ralf Korn, Leiter der Abteilung Finanzmathematik am Fraunhofer ITWM und als Projektleiter gleichzeitig auch treibende Kraft hinter der Einrichtung der Produktinformationsstelle in Kaiserslautern. Geschäftsführerin der PIA GmbH ist die Aktuarin Dr. Melissa Ruby.

»Wir gratulieren dem Fraunhofer ITWM in Kaiserslautern zu diesem herausragenden Erfolg. Dass das ITWM mit der Ermittlung der Chancen-Risiko-Klassen beauftragt wurde, belegt die Qualität und Anerkennung, die dem Institut bundesweit beigemessen wird. Das Erfolgsrezept des Standorts Kaiserslautern liegt in der engen Vernetzung aller Akteure – von der Grundlagenforschung über die angewandte Forschung bis in die Wirtschaft und zu den Bürgerinnen und Bürgern. Die Fraunhofer-Einrichtungen sind Motor des Wissenstransfers und somit zentral für die Innovationsstrategie des Landes«, unterstreichen die rheinland-pfälzische Wissenschaftsministerin Vera Reiß und die Finanzministerin von Rheinland-Pfalz, Doris Ahnen.

Die PIA wird zunächst für fünf Jahre – mit der Option auf fünf weitere Jahre – mit den Aufgaben der Produktinformationsstelle Altersvorsorge vom BMF beliehen. Als unabhängiges, wissenschaftliches Institut trägt das für PIA tätige Fraunhofer ITWM dazu bei, die Transparenz und die Vergleichbarkeit von Altersvorsorgeprodukten zu erhöhen.